Ein ursprünglich guter, aber ehrgeiziger Machtmensch mutiert, um König zu werden, zum Verbrecher, und tyrannisiert ein ganzes Land mit seinen Morden. Dabei behält er ausreichend Menschlichkeit, um die Anteilnahme des Publikums nicht zu verlieren. Am Ende wird er der gerechten Strafe zugeführt, während die Zukunft seines Landes ungewiss bleibt. So könnte man in aller Kürze die Handlung von Shakespeares vielleicht schwärzestem Stück zusammenfassen.
Aufstieg und Fall des Macbeth finden nach historischem Vorbild in einem fernen schottischen Mittelalter statt, spiegeln aber die Welt, wie Shakespeare sie um 1600 erlebt: eine Zeit der Umbrüche, der Instabilität, sozialer Spannungen und einer pessimistischen Grundstimmung – Merkmale, die uns aus der unsrigen vertraut sind. Seine späte Tragödie, um 1605 entstanden, zeigt mit Macbeth einen Politiker, der aufgrund von rätselhaften Vorzeichen auf den ganz großen Aufstieg hofft. Zaudert er selbst noch beim Ergreifen der notwendigen Maßnahmen, so treibt ihn seine machthungrige kluge Frau an, bis ihm im Laufe der Zeit alle Skrupel vergehen. Die Zwiespältigkeit von Gut und Böse durchzieht als Leitmotiv ein Stück, das uns noch heute den Atem raubt.