JUGEND OHNE GOTT

nach dem Roman von Ödön von Horváth. Theaterfassung von Alexander Charim
Wenn kein Charakter mehr geduldet wird, sondern nur der Gehorsam,
geht die Wahrheit, und die Lüge kommt.

In einem Aufsatz schreibt der Schüler N eine grob abwertende Äußerung über Menschen anderer Hautfarbe. Der Lehrer zügelt seine spontane Regung, die Stelle als dumme Verallgemeinerung rot anzustreichen, denn das Thema des Aufsatzes ist staatlich verordnet, und rassistische Äußerungen kann man in letzter Zeit ganz offiziell aus dem Radio hören. Noch andere Vorzeichen weisen darauf hin, dass eine Generation ohne Mitgefühl heranwächst – ein „Zeitalter der Fische“. Und Gott, so erscheint es dem Lehrer, hat sich aus dieser Welt schon länger verabschiedet. Als der Lehrer den N mündlich kritisiert, beschwert sich sogleich sein Vater. Der Lehrer wird verwarnt, muss die Schüler in ein Zeltlager begleiten. Hier beobachtet er verstörende Dinge. Der Z, Zeltnachbar des N, lässt sich mit einem Dorfmädchen ein, das eine Diebesbande anführt. Der Lehrer spioniert Z nach, erbricht sein Tagebuch, wodurch er ungewollt in einen Mordfall verwickelt wird. Die Ereignisse nehmen ihren Lauf, der Lehrer schweigt. Bis er erlebt, dass sein Verhalten einen Einfluss darauf hat, ob es Gott gibt.

Horváths 1937 erschienene Erzählung wurde in Deutschland wegen ihrer pazifistischen Tendenz von der Gestapo verboten. Als der Autor wenig später in Paris über die Filmrechte verhandelt, wird er von einem stürzenden Ast erschlagen.