„Wenn Wände reden könnten …“ Wer hat das nicht schon einmal in einem alten Gebäude gedacht? Jenny Erpenbeck erzählt in ihrem fulminanten Roman HEIMSUCHUNG von einem Haus. Über mehr als ein Jahrhundert erstreckt sich dessen Geschichte an einem märkischen See, angefangen mit dem Stück Land des Großbauern, über den Bau des Hauses, bis hin zum Abschied einer „unberechtigten Eigenbesitzerin“ vom Zufluchtsort ihrer Kindheit gegen Ende der DDR. Dazwischen liegt eine ganze historische Epoche – mit den Leben der Menschen, die Garten und Haus pflegen, bebauen und bewohnen: der wortkarge Gärtner, der sich um das Grundstück kümmert und der Architekt, der die Villa mit liebevollen Details entwirft und viele Jahre später seine Schätze unter einem Baum vergräbt, bevor er Republikflucht begeht. Dann die jüdische Familie, die am Bootssteg nebenan badet, und später ein grausames Schicksal erleidet. Danach die russischen Soldaten, die am Kriegsende Quartier nehmen.
Rückblenden, Assoziationssprünge und immer wieder spannungsvolle, menschliche Begegnungen kennzeichnen das 2008 entstandene Werk, für das Regisseur Alexander Charim eine eigene Bühnenfassung entwickeln wird.