DER ZERBROCHNE KRUG






Ein Krug ist zerbrochen. Der Ruf Eves, in deren Zimmer er stand, ist gefährdet. Ihre Mutter, Frau Marthe Rull, hält Eves Verlobten Ruprecht für den Übeltäter. Dorfrichter Adam soll über den Fall zu Gericht sitzen, doch von Anfang an verhält er sich wie der Hauptverdächtige. Seinem ehrgeizigen Schreiber Licht, der Licht ins Dunkel bringen könnte, befiehlt er zu schweigen. Und dann steht auch noch die Inspektion durch Gerichtsrat Walter ins Haus! Das Dorf ist in Aufruhr, im Gerichtssaal herrschen Chaos und Korruption, und eine junge Frau muss sehen, wie sie sich vor patriarchalen Übergriffen bewahrt. Kleists 1808 uraufgeführtes „Lustspiel“ führt in dem buchstäblich gefallenen Adam eine selbstherrliche Obrigkeit in der komischen Verdichtung eines Raumes vor, in dem das Private mit dem Öffentlichen sich auf haarsträubende Weise vermischt. Es ist am Tag, dass die Gerechtigkeit hier mit Füßen getreten wird.
„Die Regisseurin, deren Stärke vielschichtige Lesarten klassischer Stoffe sind, bringt mit dem Ensemble die tiefe Zerrissenheit des Dichters zum Klingen. Mit viel Witz zertrümmern die Schauspieler das Lügengebäude, auf dem die Welt des Dorfrichters fußt.“ (nachtkritik)
„Regisseurin May macht aus der kritischen Komödie einen fulminanten Theaterspaß und setzt dabei auf die ansteckende Spiellaune ihres vorzüglichen Ensembles, das auch die großartige, obschon komplexe Sprache Kleists mit bestechender Leichtigkeit meistert. Insbesondere der virtuose Max Ruhbaum in der Rolle des abgefeimten, dabei durchaus liebenswerten Dorfrichters ist eine wertvolle Stütze des Abends. Mit hinreißender Schläue, klugen Akzenten und dem gleißenden Charme einer Rasierklinge stellt er eine Figur vor, die ihre brutale Gefährlichkeit hinter der Allüre eines amüsanten Schlitzohrs verbirgt und nur gelegentlich in teuflischen Abgründe blicken lässt.“ (BNN)