ATLAS

von Thomas Köck
Kleidung hat einen Zeitbezug, kein Zweifel ... doch das, womit Sie
sich beziehen, ist nicht mehr zeitgemäß, die Zeit dieses Mantels war vorgestern, und sie ist heute abgelaufen, die Mode ist immer genau heute abgelaufen und ungültig geworden.

Die Werbung der Billigmodeketten leuchtet, die Schaufenster strahlen, das Licht in den Umkleidekabinen ist grell, die Smartphones blinken voller Online-Shopping-Möglichkeiten: Abstrakt besehen sind es beleuchtete Kästen voller Modeversprechen. Mode ist ein globales Phänomen. Sie verspricht jugendlichen Lifestyle, Kunst und Kreativität. Aber sie betrifft auch die Natur und ihre Ressourcen, die Arbeiter*innen in Indien, die Handelsmärkte, Preis- und Währungspolitik und die Fußgängerzonen in unseren Städten.

Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat mit DAS LICHT IM KASTEN eine von sprachlichem Witz sprühende Textfläche geschaffen, die ein differenziertes Gewebe der Zusammenhänge und Hintergründe der Modewelt und Textilindustrie bildet. Dabei kehrt sie immer wieder zurück zum Individuum und der Frage, wer wir sein wollen und wie sich Identität ausdrücken kann im Angesicht der Austauschbarkeit und Vergleichbarkeit der Materialien, die unseren Körpern Form geben.