Eine israelische Violinistin, hochschwanger, freut sich täglich an der schönen Altbauwohnung, die sie an der Kejzersgracht in Amsterdam bewohnt. Außer ihr wohnt nur ein einsamer alter Mann in dem schmalen Haus, sie riecht seine Zigarren. Eines Tages schiebt er ihr einen Umschlag unter der Tür durch, der eine unbeglichene Gasrechnung enthält. Über tausendsiebenhundert Euro. Sie wurde 1944 ausgestellt, mitten im Krieg, als die Nazis
in Amsterdam waren. Die Frau folgt den Spuren, die sie immer tiefer in die Vergangenheit führen – die der verfolgten Jüdinnen und Juden, die des Nationalsozialismus und des Widerstands, die Geschichte des Hauses und der Stadt. Während sie außerdem im Supermarkt für eine Muslima gehalten wird, das Kind eines Holländers erwartet und von ihrer Agentin zur Komposition eines Requiems für fünfhundert tote Kinder angehalten wird.
In viele Stimmen virtuos aufgesplittert, setzt die israelische Gegenwartsautorin Maya Arad Yasur ein Mosaik persönlicher und überpersönlicher Geschichte zusammen, das angesichts der Eskalation zwischen der Hamas und Israel und ihren weltweiten Folgen aktueller und unheimlicher nicht sein könnte.